Nach dem Crash-Test folgte die Bergung der Dummys mit dem Spreizer

Zuerst ist lediglich ein leises Rattern zu hören, dass schnell näher kommt. Nur einen Moment später schlägt das präparierte Auto mit einer Geschwindigkeit von 56 Kilometern pro Stunde auf die Barriere mit einem lauten Knall auf.

Für die beiden Dummys in dem Fahrzeug – nur einer der beiden war angeschnallt – besteht kaum eine Chance, den Aufprall unbeschadet zu überstehen. Während der Fahrer mit dem Kopf auf dem Lenkrad und Armaturenbrett aufschlägt, wird die nicht angeschnallte Puppe vom Rücksitz nach vorne geschleudert und durchschlägt die Windschutzscheibe.

Diese eindrucksvolle Simulation auf dem Teststand des Instituts für Kraftfahrwesen Aachen (IKA) der RWTH Aachen war gleichzeitig der Startschuss für eine ungewöhnliche Ausbildung des Technischen Hilfswerks (THW) am hydraulischen Rettungsgerät. Um das Retten von Personen aus verunfallten Fahrzeugen zu trainieren, waren die beiden Bergungsgruppen des Ortsverbandes Köln Nord-West eigens nach Aachen gefahren. Hier mussten die Rettungs-Spezialisten im IKA zuerst einen alten Fiat Tempra mit Messsensoren für den Crash-Test ausstatten, die Dummys in dem weinroten Auto positionieren und Hochgeschwindigkeitskameras und Lichtschranken einrichten. Anschließend wurde die Lenkung des Fiat fixiert und das Fahrzeug mit einer Kette am Beschleunigungsseil befestigt. Über den Schwungmassen-Antrieb wurde dann das Test-Fahrzeug beschleunigt und schlug mit fast 60 Kilometern pro Stunde auf die Stahlbarriere auf, die rund der Hälfte der Breite der Motorhaube abdeckte. Mit ungeheurer Wucht prallte der 1000 Kilogramm schwere Fiat gegen das Hindernis, die Hinterräder hoben ab, die Karosserie verzog sich, die Insassen wurden durch das Fahrzeug katapultiert und das Auto schleuderte nach rechts gegen die Leitplanke.

Jetzt erst kamen die THW-Spezialisten mit ihrem Fachwissen zum Zug. Mit dem hydraulischen Rettungsgerätesatz gingen die Einsatzkräfte an die Bergung der Dummys. An eine Rettung war nicht zu denken, denn Menschen hätten die Kollision unter keinen Umständen überlebt. Mit dem Akku-betriebenen Schere-Spreizer-Satz der Firma Weber-Hydraulik wurden zuerst die stark verformten Türen entfernt. Anschließend wurde das Dach des Fahrzeugs abgetrennt.

Um die Insassen keinen weiteren Gefahren durch Glassplitter auszusetzen, lernten die Helfer außerdem eine neue Methode zur sicheren Entfernung der Scheiben, „Glasmanagement“ genannt. Dazu wurden auf die Scheiben selbstklebende Kunststofffolien geklebt, anschließend das Glas eingeschlagen und dann die an der Folien klebenden Splitter gefahrlos entfernt.

Text und Bilder: Michael Kretz, THW Köln


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