Seekranker Dummy im Schleifkorb – Ein Erfahrungsbericht

Mitte Juli fand das diesjährige Ausbildungswochenende des THW Köln Nord-West mit rund 20 Einsatzkräften statt. Da sie erst seit Kurzem im THW aktiv ist, war die Fahrt nach Wesel für Julia die erste Teilnahme an einer standortverlagerten Ausbildung. In diesem Bericht schildert sie ihre Eindrücke:

Bei schönem Wetter und angenehmen Temperaturen ging es Freitagabend für mich und die Kameraden ganz entspannt im GKW I und im BelKW Richtung Wesel. Die „Vorhut“ hatte dort bereits alle Betten aufgestellt und sich ums Abendessen gekümmert.

Nach einem entspannten ersten Abend, ging es am Samstag pünktlich mit der Ausbildung los. Aufgeteilt in drei Teams gab es vier Ausbildungsstationen zu bewältigen. Ich startete mit dem Transport von Verletzten. Aufgabe war es zunächst, einen Verletzten im Schleifkorb sicher über ein Trümmerfeld zu transportieren. Zu fünft ging das soweit ganz gut, auch wenn der Dummy im Schleifkorb etwas seekrank wurde. An der Koordination sollten wir also noch etwas feilen.

Als nächstes sollte der Dummy mit der Bergeschleppe durch Kanalrohre unterhalb des Trümmerfelds transportiert werden. Gesagt, getan – zwei Kameraden nahmen sich der Sache im Tunnel an, die übrigen beiden und ich haben am Tunnelausgang gewartet und von dort aus unterstützt, als es innen ein kleines Hindernis zu überwinden gab. Am Ende konnte der Dummy wohlbehalten dem nächsten Übungsteam übergeben werden.

Für uns ging es weiter zur nächsten Bergungsübung – Leiterhebel und schiefe Ebene. Aufgabe war es, eine verletzte Person aus der 1. Etage eines Hauses zu retten. Da das Treppenhaus zerstört war, konnten Zugang und Rettung nur über Leitern erfolgen. Aufgeteilt in zwei Trupps ging es los. Der 1. Trupp hat auf der 1. Etage einen Querriegel befestigt, um darüber das Seil zu führen, mit dem im Anschluss der Schleifkorb über die Leiter nach oben gezogen werden sollte. Der 2. Trupp blieb unten vorm Haus und kümmerte sich dort um die Fußpunktsicherung der Leiter, um so eine schiefe Eben zu schaffen. Nachdem der Schleifkorb mit den entsprechenden Rundschlingen und Arbeitsleinen befestigt war, konnte Trupp 1 ihn über die Leiter nach oben ziehen. Dort wurde die verletzte Person im Schleifkorb gesichert und über denselben Weg wieder abgelassen.

Weiter ging es mit dem Leiterhebel, der dann verwendet wird, wenn zum Beispiel am Boden vor einer Hauswand keine Fußpunktsicherung möglich ist. Die Leiter wird in diesem Fall mit dem Fußteil an der Hauswand abgelegt. Der Schleifkorb wird am oberen Ende der Leiter mit Leinen und Rundschlingen befestigt und liegt auf der Leiter auf. Zwei weitere Leinen sind am anderen Ende des Schleifkorbs befestigt und werden von THW-Helfern in der 1. Etage festgehalten, die den Schleifkorb dann später hochziehen. Das passiert gleichzeitig mit der Arbeit des zweiten Trupps, der von unten die Leiter aufrichtet. Hat man alles richtig gemacht, kann der Schleifkorb sicher durch das Fenster in die 1. Etage gezogen werden. Auf gleiche Weise wird der Verletzte dann auch wieder abgelassen.

Da diese Übung recht anstrengend war, freuten wir uns über eine kleine Theorieübung im Schatten. Der Zugführer klärte uns über Gefahren an der Unfallstelle auf, zeigte uns diverse Utensilien zur Erkundung der Einsatzstelle und ließ uns am Ende natürlich auch eine Erkundung mit anschließender Lagemeldung durchführen.

Nach dem Mittagessen stand dann schon die letzte Ausbildungsstation des Tages an – das Ausleuchten von Kellerräumen. Die Schwierigkeiten hier waren sowohl die niedrige Höhe der Räume, sodass der Einsatz von Stativen nur bedingt möglich war, als auch die Tatsache, dass durch den Regen der Keller etwa fünf bis zehn Zentimeter unter Wasser stand, wodurch die Leitungen entsprechend an der Decke beziehungsweise über Trümmer verlegt werden mussten. Aber auch das funktionierte insgesamt sehr gut, auch wenn wir nicht auf Idee gekommen sind, uns den ersten installierten Scheinwerfer bereits einzuschalten, um besseres Licht für den Aufbau des zweiten Scheinwerfers zu haben. Beim nächsten Mal werden wir daran denken.

Für den Rest des Nachmittags und auch den Sonntagvormittag standen dann diverse Einsatzübungen auf dem Plan. In kleineren Gruppen wurden in den verschiedenen Szenarien (im Tunnelsystem, in Trümmerhaufen, im Hauskeller) mit unterschiedlicher Ausstattung (Schleifkorb, Bergeschleppe, Schaufeltrage, Spineboard) Verletzte gerettet. Eine Gruppe wurde dabei auch unter Atemschutz eingesetzt.

Insgesamt waren das für mich ein sehr lehrreiches, anstrengendes Wochenende und eine sehr gute praktische Anknüpfung an die Grundausbildung. Das Übungsgelände gibt wirklich unheimlich viele realistische Szenarien her, wodurch der Lerneffekt natürlich um einiges gesteigert wird. Auch in Bezug auf Teamarbeit und Koordination gab es viele neue Erkenntnisse, die ich in meiner weiteren aktiven Zeit beim THW sicher gut gebrauchen kann.

Text: Julia Groppe, THW Köln
Bilder: Arne Kirchberg und Frank Farian, THW Köln


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